30 Oktober 2005

Christoph zu Besuch

Hallo! Na, hast Du mich vermisst? Ach komm, die paar Tage ohne Eintrag, das schaffst Du doch spielend. Lad Dir doch Besuch ein! Hab ich doch auch gemacht. Du weißt schon, den Christoph. Der kann inzwischen mit Stäbchen essen, und jetzt lernt er gerade, die Uhr zu lesen, der Gute.

Gewaltorgie im Liebesnest
Gleich am ersten Abend waren wir im DVD-Bang. Das ist wie eine Videothek mit angeschlossenen kleinen Räumchen, wo man zu zweit oder auch in kleinen Gruppen DVDs schauen kann. Diese Orte sind berüchtigt für allerlei Fummeleien, wir allerdings waren fünf brave Jungs und sahen uns einen wirklich guten Film namens Chin Gu (Friend) an. Wir sind auch ein wenig an der Uni rumgeturnt und haben die Herbstlandschaft bestaunt, wie Du unten erkennen kannst.



Wenn mich jemals jemand fragt, wo er sein Austauschsemester verbringen soll...
Am Freitag war Halloween-Party an der EWHA Women's University. Dort studieren tatsächlich nur Frauen. Nur Frauen? Nicht ganz! Sämtliche Austauschstudenten an dieser Uni sind Kerle! Und die kommen meistens aus dem Westen und sind die absoluten Stars! Dementsprechend war auch die Party. Lauter kleine putzige Koreanerinnen mit kurzen Röckchen, Engelsflügelchen, Hasenöhrchen usw. - ein Traum in rosa!
Zu allem Überfluss wurden auch noch Lollies verkauft. Ich wurde mit Geschenkband, einem Ballon und rosa Plastikdingsbumsens geschmückt, unterhielt mich unter anderem mit dem Präsidenten von AIESEC Ghana und hatte viel Spaß. Fast soviel wie Christoph.

Noch'n Feuerwerk
Das im letzten Update beschriebene Feuerwerksfestival ging am Samstag in seine zweite und letzte Runde. Sowohl die USA als auch Korea boten eine fantastische Vorstellung, und diesmal hatten wir auch viel bessere Plätze. Zudem hatte ich auch mehr Kleidung dabei, und so war alles prima. Heute stand in der Zeitung, dass 2,2 Millionen Leute da waren, um sich das Feuerwerk anzuschauen. Unglaublich. Es war ein wenig wie in "Krieg der Welten" - Menschenmassen wälzten sich durch die Stadt, Autos fuhren nicht, und am Himmel gab's bunte Lichter. Gelohnt hat es sich allemal.

Dongdaemun
Heute ging's dann zum Shopping zum Dongdaemun-Markt. Es macht wirklich einen riesengroßen Unterschied, dass ich jetzt zumindest einige Dinge auf Koreanisch sagen kann. Die Verkäufer sind gleich viel freundlicher. Wir hatten sehr viel Spaß, und ich habe meine Feilschfähigkeiten trainieren können.

Mal sehen, was die Woche bringt.

Bis bald, mach's gut, und sei tapfer, wenn's mal wieder ein paar Tage dauert!

Peter

26 Oktober 2005

Seoul World Fireworks Festival

Der Wahnsinn. Erst recht, wenn man nur das jährliche Feuerwerk am Weiskircher Kurparkfest gewohnt ist. Letzten Samstag war am Han-Fluss die Hölle los, denn es gibt hier eine Art Feuerwerkswettbewerb. Zwei Teams entfesseln jeweils eine halbe Stunde lang ihr pyrotechnisches Können, und an jenem Tag waren das China und Italien. Das komplette Spektakel kannst Du Dir hier anschauen (auf die blauen Schaltflächen klicken; links ist China, rechts Italien, klappt anscheinend nur mit IE). Nächsten Samstag gibt's dann USA und Korea. Man wird dabei sein.
Unglücklicherweise war es am Fluss ziemlich kalt (2°C), so dass wir uns ganz schön den Hintern abfroren. Aber ich habe mir nicht die Freck geholt!


Zurzeit habe ich weniger Vorlesungen als sonst. Das liegt daran, dass gerade Midterm-Klausuren sind. Da ich allerdings nur zwei davon habe und mit beiden fertig bin, habe ich viel Zeit, dem guten Christoph die Gegend zu zeigen. Der ist nämlich heute hier angekommen und wird in den kommenden beiden Wochen lernen, mit Stäbchen zu essen.

Bis bald,

Peter

24 Oktober 2005

Uni-Update: Was ich außer feiern sonst noch mache

Geneigte Leserin, interessierter Leser,

ich glaube fast, Du hast ein verzerrtes Bild von meinem Koreaaufenthalt. Ich mache Dir keinen Vorwurf, bin ich's doch selbst schuld! Meine Berichterstattung ist zugegebenermaßen eher freizeitlastig, und daher möchte ich Dir heute ein wenig von meinem Studium berichten. Dabei werde ich, wenn nötig, etwas weiter ausholen und bitte um Nachsicht.

Was bisher geschah...
Falls Du zur engeren Familie gehörst oder Dir die Begriffe Nexus, Emdrup und "14 øl, tak" etwas sagen, dann kannst Du die nächsten paar Zeilen überfliegen. Wenn nicht, so solltest du wissen, dass ich fest eingeschriebener Student an der Copenhagen Business School im dänischen Kopenhagen bin. Ich befinde mich im letzten Jahr meines Studiums mit dem Abschluss "Master of Science in Economics and Business Administration" mit Schwerpunkt "Finance and Strategic Management." Da man mich dort allem Anschein nach mag, wurde mir im Rahmen meines Studiums ein Austauschplatz an Koreas Prestigeuniversität, der Seoul National University, angeboten. Und schwupps, hier bin ich.

Mein akademisches Allerlei
Im Normalfall würde ich hier, ebenso wie in Kopenhagen, vier Kurse belegen und hätte mit diesen auch ausreichend Arbeit. Vor einigen Wochen begab es sich jedoch, dass meine dänische Schule mir mitteilte, dass man mir den Kurs "On Globalization" nicht anrechnen würde. Somit habe ich den Kurs kurzerhand abgewählt, nicht ohne bereits eine Präsentation über Liberalismus und Realismus sowie den Kampf zwischen Kultur und freiem Handel gehalten zu haben.

Exkurs: Ich glaub et hackt!
Bei der Abmeldung erreichte das administrative Chaos an dieser Eliteanstalt einen weiteren Höhepunkt. Kurz zur Vorgeschichte: Zu Beginn des Semesters hatte ich einen Kurs namens "Financial Market Accounting Theory" gewählt. Nach der Deadline zur Kursänderung teilte man mir mit, ich könne den Kurs doch nicht belegen, er sei nur für Doktoranden. Um doch noch einen anderen zu belegen, musste ich extra zu einem Professor Sheen, der wiederum Professor Cheong um Erlaubnis bat, mich zu dessen Kurs zuzulassen, nachdem ich bereits zwei Vorlesungen verpasst hatte.
Doch zurück zu letzter Woche: Als ich meinen vierten Kurs abwählte, machte mich Fräulein Kim darauf aufmerksam, dass ich ja noch immer "Financial Market Accounting Theory" hätte, zumindest auf dem Papier. Und dass ich natürlich von diesem Professor eine Unterschrift bräuchte, um den Kurs abzuwählen. Und manchmal käme es vor, dass diese verweigert würde. Um es auf den Punkt zu bringen: Ich durfte den Kurs nicht belegen, aber es kann sein, dass ich ihn auch nicht abwählen kann. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Verwaltung hier ist ein riesengroßes Chaos, doch zumindest die Professoren sind meiner Meinung nach erstklassig. Es gab übrigens ein Happy End in der Angelegenheit.

An-nyeong-ha-sae-yo (안녕하세요)
Da ich jetzt nur noch drei Kurse habe, habe ich natürlich mehr Freizeit, muss allerdings den fehlenden Kurs nach meiner Rückkehr in Kopenhagen nachholen.
Damit mir nicht langweilig wird, habe ich vor einigen Wochen einen Koreanischkurs ins Leben gerufen. Dazu habe ich eine Lehrerin gefunden, einen Raum arrangiert und zudem sieben MitausländerInnen zur Teilnahme begeistern können. Bei drei Stunden pro Woche werden wir allerdings kaum über Zahlen und Smalltalk hinauskommen, was aber bereits eine enorme Erleichterung darstellt. So kam es, dass ich unlängst in meinem Stammladen komplett auf Englisch bzw. wildes Gestikulieren verzichten konnte. Die Kassiererin war genauso erstaunt und erfreut wie ich, da wir bisher immer nur in Zeichensprache kommunizieren konnten. Sie sagte mir, was die Milch kostet, und dafür verriet ich ihr, dass ich Student bin.

Nae, hak-seng imnida (네, 학생 입니다)
Mit meinen drei verbleibenden offiziellen Kursen bin ich sehr zufrieden. "Case Studies in Multinational Corporations" wird vom ehemaligen Präsidenten von Daewoo gelehrt, und heute hab ich Klausur. In "Economic and Financial Institutions in China" bin ich der einzige, der nicht Koreanisch und auch nicht Chinesisch spricht, und so entgehen mir manche offenbar witzige Bemerkungen des Professors, aber ansonsten ist der Kurs äußerst interessant. Allerdings wird jede Woche eine Hausaufgabe erwartet, und bald steht eine Hausarbeit an. "Seminar in International Commerce 2," mein dritter Kurs, wird von Prof. Song, ehemals bei der Weltbank, Berater von Infineon und Gatte eines koreanischen TV-Stars, gelehrt. Das akademische Niveau entspricht eher dem zweiten als dem neunten Semester, aber ansonsten kann ich auch hier nicht klagen. Der Arbeitsaufwand hält sich in allen drei Fächern in Grenzen, aber von gar nichts kommt auch nichts.

So, noch wach? HAALLOOO! Tut mir ja leid, dass Du Dich da durchquälen musstest, aber es war einfach an der Zeit, dass Du siehst, dass ich nicht nur trinke, reise und reihenweise Koreanerinnen vernasche. Dafür erzähle ich Dir in der nächsten Folge vom "Seoul World Fireworks Festival" und wie kalt es dort war.

Also, mach's gut und schau mal wieder vorbei!

Peter

SNU Food Festival!

Liebe Leserin, geschätzter Leser,

vergangene Woche fand auf einer großen Grünfläche auf dem Campus das International Food Festival statt. Dort gab es zahllose Stände aus aller Welt, wo man türkisches, mexikanisches und usbekisches Essen kaufen konnte, um nur einige zu nennen.
Da ich bis zum Beginn des Koreanischkurses noch Zeit hatte, spazierte ich durch die Gegend und landete schließlich in einem kleinen Laden, wo zwei Polizisten gerade Pause machten. Die fingen sofort ein Gespräch mit mir an und waren so freundlich, mir was von ihrem leckeren Pausensnack anzubieten. Als sie mir sogar ein paar frische Stäbchen in die Hand drückten, konnte ich nicht mehr ablehnen, und ich musste Sundae (순대) probieren. Bereits das Aussehen kam mir vertraut vor, und mein Wörterbuch gab mir leider Recht:
"Sundae: a Korean sausage made of pig's blood, bean curd and green bean sprouts stuffed in pig intestine."
Doch das Schicksal sollte mir verwöhntem Snob noch eins draufsetzen, denn nur kurze Zeit später kam eine junge Dame aus Malaysia auf mich zu, die mich sehr hartnäckig bat, ihr Bananengericht zu probieren. Wer mich kennt, weiß, wie tapfer ich an jenem Tag war.

Der Abend endete bei koreanischem Fischpfannkuchen und Wodka vom russischen Stand in einem Essenszelt - eine Isomatte auf dem Boden, ein Pappkarton als Tisch in der Mitte und eine Klopapierrolle als Servietten. War eigentlich recht gemütlich. Man munkelt sogar, es gäbe Videomaterial, in dem ich auf Dänisch erkläre, wie damals der Geldautomat meine Karte gefressen hat. Kein Kommentar. Zum Abschluss ging es noch in das allseits geliebte Etablissement namens Hungrism und schließlich nach Hause.

Bis bald,

Peter

20 Oktober 2005

coming soon...

Bald verrate ich Dir, was Sun-Dae ist und wie mich die Polizei dazu genötigt hat. Du wirst erfahren, warum das Elend mit meiner Kurswahl einen neuen Höhepunkt erreicht hat, und ich werde auch von meiner ersten Unterhaltung auf Koreanisch berichten, die ich mit meiner Stammkassiererin führte. Bald...

:o)

Peter

16 Oktober 2005

Buchbesprechung:
"Der Besuch des alten Herrn"

Seoul, Oktober 2005: Ein junger Student darbt seit langem bei Wasser und Kimchi. Versuche, den Bann zu brechen, scheiterten allesamt kläglich, sei es am Preis oder an den Unappetitlichkeiten deutscher Restaurants. Doch in der Ferne, in einem kleinen saarländischen Dorf, beginnt eine Rettungsaktion von ungeahntem Ausmaß: Mit einem Koffer voller Leckereien bepackt macht sich ein Mann auf, dem Studenten die dringend benötigten Rationen an Nudelsauce und Butter zu bringen. Sein Name: Papa. Seine Mission: Besuch beim Jüngsten. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt...


Warum Wettlauf mit der Zeit? Nun, wir hatten ganze eineinhalb Tage zusammen. So schnell es ging, so schön war es auch, wir haben nämlich einiges unternommen. Zuerst hetzte ich ihn den Kwanak-Berg hoch; das ist der Berg, den ich bereits an anderer Stelle eingehend beschrieben habe. Wieder waren Unmengen von Koreanern unterwegs, stets in atmungsaktiven Bergsteigeroutfits mit Wasserflaschen und Wander-/Kletterstöcken. Da ich inzwischen annähernd fließend koreanisch spreche (Mein Wortschatz umfasst etwa zehn Wörter, Tendenz steigend), waren viele Koreaner glücklich, als ihr "Hi" mit einem "An-yeong-ha-sae-yo" beantwortet wurde.
Zur anschließenden Stärkung gab es ein koreanisches Barbecue, was wie immer durchaus essbar war (ok, ich geb's ja zu!). Im Anschluss ging's zur kaiserlichen Hochzeit, die dreimal jährlich nachgespielt wird. Dort trafen wir auch eine - nach eigenen Angaben - Enkelin des Cousins des sich vermählenden Kaisers, deren "Mein Haus, mein Auto, mein Boot"-Einstellung so gar nicht kaiserlich war. Immerhin wissen wir jetzt, dass die koreanische Küche vierhundertneunundachtzig verschiedene Gerichte kennt. Das habe ein Ministerium ermittelt. Aha. Schließlich begaben wir uns noch zum "Schilf-Festival". Es gibt am Ufer des Han-Flusses nämlich eine Anhöhe, auf der große Schilfwiesen stehen, mit Wegen dazwischen und Klohäuschen. Und da das Schilf momentan blüht, ist es dort nett, und es war einiges los. Zudem hatten wir, wie Du auf dem Foto siehst, einen tollen Blick auf die Stadt.
Der Abend endete im Outback Steakhouse, und es war toll, mal so richtig bumssatt zu sein.

Tag zwei war leider nur ein Vormittag für uns beide, den wir mit ein paar Dänen im Antiquitätenviertel verbrachten, es wollten schließlich Mitbringsel gekauft werden. Um die Mittagszeit stieg der Retter in ein Taxi, und weg war er. Schade. Aber immerhin gibt's heute Abend Nudeln!

Es grüßt Dich,

Peter

11 Oktober 2005

Das Grauen hat einen Namen...

...und der lautet "Memories" - so heißt nämlich ein deutsches Restaurant in Itaewon. Freundliche Madeln mit Bierkrügen, Schnitzel und Sauerkraut, wohliges Ambiente, bürgerliche Preise, das alles findet man bei "Memories" nicht!

Was war also geschehen?
Aus einer Laune heraus und des Kimchi überdrüssig überzeugte ich die beiden Kristians, zusammen mit mir deutsch essen zu gehen. Wir fanden online die Adresse eines Restaurants. Zu dem Zeitpunkt gab es auf der Website noch keine Bewertung des Etablissements.
Als wir eintraten, erwartete uns dasselbe Ambiente, wie ich es mir in ostdeutschen Fußballclubheimen aus der Zeit des Mauerbaus vorstelle. Die koreanische Bedienung brachte uns ohne ein Lächeln zu unserem Tisch, und aus den Lautsprechern besäuselte uns Nicole mit "Ein bisschen Frieden", was an sich nicht einmal schlimm war. Die Preise waren es jedoch, ein "Wiener Schnitzel" für 14,40€ ist schon nicht billig. Ich bestellte trotzdem, und die anderen wählten ein unwesentlich günstigeres Gericht vom Mittagsmenü. Auf die Frage, ob wir mit Kreditkarte zahlen könnten, kam eine interessante Antwort - Gerichte vom Mittagsmenü müssen bar bezahlt werden, auch wenn das reguläre Schnitzel mit auf die Rechnung kommt. Keine Ausnahme, kein "tut mir leid", ist halt so. Weshalb wir nicht einfach aufstanden und gingen, weiß ich auch nicht so genau.

Nun, unser Essen kam, und das "Wiener Schnitzel" stellte sich als weit unterdurchschnittliches Schnitzel Wiener Art heraus. Der Rotkohl schmeckte komisch, nur die Bratkartoffeln waren akzeptabel. Doch was mir bald darauf den Appetit verdarb, das lässt sich nur mit Mühe in Worte fassen. Der Chef, ein sehr korpulenter älterer Deutscher mit sehr schlechten Zähnen, kam aus der Küche und beugte sich, mit dem Rücken zu uns gewandt, über die Theke. Dabei zeigten sich, und ich übertreibe nicht, zehn Zentimeter seiner A-Ritze. Das Tolle ist, dass das auch so blieb, als er sich wieder aufrichtete. Bis zum Ende unseres Besuchs lief er mit halb nacktem widerlichem Hintern durch sein "Restaurant." Wir hatten in der Zwischenzeit das Essen eingestellt, und beim Verlassen des Lokals fragte er noch, ob alles in Ordnung gewesen sei. Nach deutlichem Zögern und einem wenig enthusiastischen "Hm, war okay, danke" meinerseits suchten wir schließlich das Weite. Und ich werde mich für den Rest meines Lebens darüber ärgern, ihm nicht das gesagt zu haben, was ich dachte. Ich bin einfach viel zu gut erzogen!

Dann lieber Kimchi.

Peter

10 Oktober 2005

Habemus Kühlschrank!

Liebe(r) Angehörige(r) meines Wahlvolks,

an dieser Stelle möchte ich Dir danken. Durch Deine Stimmabgabe bei der Namenswahl für meinen Stinkekühlschrank gab es einen eindeutigen Sieger, und somit heißt mein treuer Begleiter nun offiziell Lafontaine.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge muss ich Dir trotzdem mitteilen, dass Lafontaine uns mittlerweile verlassen hat. Heimlich und ohne mein Wissen hat er sich aus dem Staub gemacht. Es begab sich nämlich in jenen Tagen, dass Hausmeister Bloch mich morgens weckte, die Tür aufschloss und "Fudu, Fudu" rufend in mein Zimmer sprang, gefolgt von zwei weiteren Herren. Diese hatten eine Dunstabzugshaube dabei, die sie schnurstracks in meiner "Küche" montierten, nachdem Bloch erstmal meinen Schrank ausgeräumt und den Inhalt zu mir aufs Bett gelegt hatte. Zu der Gelegenheit drückte ich ihm die bereits früher erwähnte koreanische Übersetzung meines Kühlschrankproblems in die Hand, und kurz darauf war der Spuk vorbei. Ich ging also zur Uni, kam am Abend zurück und musste feststellen, dass Lafontaine gekidnapped worden war. Statt dessen stand ein namenloser Fremder an seinem Platz, der in Ausstrahlung, Farbe und vor allem Geruch sehr neutral ist.
Le réfrigérateur est mort, vive le réfrigérateur!

Danke, dass Du Dich mit mir freust.

Peter

03 Oktober 2005

Anzeige: Machen Sie Urlaub in Hong Kong!


Es ist vorbei. Schade eigentlich. Die vier Tage in Hong Kong waren nämlich ein absoluter Wahnsinn. Bei über 30 Grad und Sonnenschein bot sich uns das Beste aus zwei Welten - die Exotik Asiens mit den Annehmlichkeiten des Westens. Zurück bleibt die Frage, warum ich nicht in Hong Kong studiere, sondern in Korea. Und die Antwort, dass Korea definitiv die größere Herausforderung darstellt, was wiederum gut ist.

Ja wie, wat soll denn da schon anders sein?
  • Ja, das will ich Dir gerne sagen. Zum einen gibt es Supermärkte. Die gibt's zwar auch in Korea, da gibt's aber im Prinzip nur Tintenfisch. Hier kostet ein Pack Spaghetti über zwei Euro, die Pastasauce 5 Euro. In Hong Kong sind die Preise für West-Essen wie daheim im Haco. Zudem ist die Auswahl wesentlich größer.

  • Fast jeder kann zumindest ein bisschen Englisch! Es macht einfach so viele Dinge soviel einfacher...

  • Das Essen schmeckt! Gut, es gibt auch weniger feine Sachen (Hühnerfüße usw.), aber für meinen Geschmack war es dort sehr viel leckerer als koreanisches Essen. Obwohl man sich auch daran gewöhnt.

  • Hong Kong ist nicht so grau wie Seoul. Die Hochhäuser sind eher Zierde als Verschandelung, und die Stadt wirkt auch sauberer.

  • In Hong Kong rotzt man nicht auf den Boden, nachdem man es lautstark aus den Bronchien befördert hat. In Seoul schon, auch wenn man Anzugträger ist und 100 Leute neben einem stehen.

Das alles ist aus meiner Sicht Fakt. Muss ich Korea jetzt schlecht finden? Beileibe nicht. Ich fühl' mich hier wohl, auch wenn's etwas schwieriger ist. Korea ist toll, und nach vier Wochen in Hong Kong findet man sicher auch dort viel zu meckern. Aber wenn Du mal Urlaub in Asien machen willst und nur ne Woche Zeit hast, geh bitte nach Hong Kong, versprochen?

Jetzt aber zum Urlaub.

Anreise, The Peak und Pferderennen
Schon beim Flug wurde klar, dass diese Reise sich zu einer Promotiontour für meine Partnerseite www.chickenandbeer.org entwickeln würde. Das kannst Du auf den Bildern, aber auch auf diesem Video (divx) erkennen. Nachdem wir im "Wang Fat Hostel" eingecheckt hatten, fuhren wir zum "Peak", einem ordentlichen Berg mit herrlicher Aussicht aufs Meer auf der einen Seite und über die Stadt auf der anderen. Am selben Tag trafen wir auch mit Tony und Eunice zusammen, die uns zum Pferderennen mitnahmen. Wir alle haben gewettet, und ich ging mit einem satten Gewinn in Höhe von ca. 0,20€ nach Hause.


A-Team, Stanley-Markt, Night Market
Da wir von der Reise und insbesondere vom nächtlichen Kofferpacken ziemlich fertig waren, standen wir am nächsten Morgen nicht allzu früh auf. Und als wir dann wach wurden, kam im Fernsehen gerade das A-Team, und so wurde es noch etwas länger, bis wir uns in Richtung Stanley aufmachten. Dort gibt es einen Markt, der wohl einst sehr ursprünglich war und allerlei interessante Waren feilbot. Heutzutage ist es dort doch eher touristisch, aber zumindest die Fahrt dorthin war landschaftlich überaus reizvoll.
Etwas später trafen wir uns mit Helen zum Essen, und sie nahm uns mit zum Night Market, der wirklich noch ein wenig ursprünglicher war, abgesehen von vielen Pornoständen. Beim nachfolgenden Snack lernten wir, dass der obligatorische Tee nicht nur zum Trinken benutzt wird, sondern auch, um die Stäbchen und Löffel zu spülen. Und die bestellten Gerichte kamen nicht gleichzeitig, sondern nacheinander, und alle bedienten sich quasi aus demselben Pott. Mal was anderes!

Avenue of Stars, Historisches Museum
Tags darauf waren wir wieder mit Tony und Eunice auf Tour. Wir entschlossen uns, mehr über die Geschichte Hong Kongs zu erfahren, und so gingen wir ins Museum. Ich weiß, was Du denkst, liebe Leserin, lieber Leser. Langweilig! Aber nein, so war's nicht. Es war vielmehr hochinteressant, todschick und mit vielen Videoinstallationen, die die Geschichte vom Urmenschen über Opiumkriege, britische Besatzung und japanisches Grauen bis zur Rückgabe an China anschaulich darstellten. Und das für 0,50€!
Im Anschluss ging's zur Hong-Kong-Version des Walk of Fame, allerdings kannten wir von den vielen Stars nur zwei, nämlich Bruce Lee und Jackie Chan. Den Abend verbachten wir dann in Hong Kongs Partymeile, wo es sogar leckeres Bitburger gab.

Nationalfeiertag!
Unseren letzten vollen Tag verbrachten wir wieder mit Helen. Nach ausgiebigem Elektronik-Shopping gingen wir zur Wohnung ihres Freundes (im 32. Stock), wo gerade Spieleabend war. Die Aussicht über die Stadt war fantastisch, und das Feuerwerk anlässlich des Nationalfeiertages war einfach der Hammer! Es war auch sonst ein lustiger Abend, den wir mit leichtem Pubcrawling beendeten.



Rückreise mit Hindernissen
Es war schon spät, und die Sonne neigte sich bereits gen Westen, über das weite Ödland und die bewaldeten Hügel, die sich wie von Gigantenhänden scheinbar zufällig aufgetürmt gen Himmel reckten, als wollten sie uns vor Augen führen, wie klein und unbedeutend wir doch waren. Wenn wir nicht bald den Bus zum Flughafen fänden, würden wir uns ein Taxi besorgen müssen. Das Gepäck lastete schwer auf unseren müden Schultern, und ein scharfer Wind blies in unsere sonnenverbrannten Gesichter. Was hatten wir uns auch so lange Zeit lassen müssen mit dem Einkauf von Nudelsauce und Butter? Wir glaubten uns bereits verloren, als urplötzlich Bus E11 um die Ecke schoss und der Fahrer uns anbot, uns ein Stück mitzunehmen. Wir waren gerettet!
Fünf Minuten vor Schalterschluss checkten wir ein, und es geschah das Unfassbare - die koreanischen Behörden hatten es versäumt, in Louises Visum ein Gültigkeitsdatum einzutragen. Somit wurde das Visum als ungültig betrachtet, und sie durfte nicht nach Korea einreisen. Man wollte sie einfach nicht mitnehmen. Zwar darf sie auch mit ihrem Reisepass einreisen, aber nur, wenn sie auch ein Rückflugticket vorweisen kann. Nun, die Zeit war knapp, die Cathay-Leute stur, und so musste sie vor Ort ein Ticket von Seoul nach Hong Kong kaufen, um es sich in Seoul direkt zurückerstatten zu lassen.
In Seoul angekommen, gingen wir also gleich zum Büro der Cathay Pacific. Allerdings war niemand da! Die Tür war offen, Computer waren eingeschaltet, Aktenschränke luden zum lustigen Wühlen ein, Schlüssel steckten in der Tür, doch es war keiner da!
Voll guter Laune warteten wir also, und schließlich kam ein leicht muffiger Herr herein und fragte in gleichgültigem Ton, was er für uns tun könne. Auf Louises Anfrage nach Rückerstattung meinte er nur, das könne er nicht, das Ticket sei ja in Hong Kong gekauft worden, daher müsste man sich dorthin... ach, Moment, das wäre ja unlogisch, nicht? Genau das fiel ihm wohl auch ein, und er verwies uns an die Filiale in der Innenstadt. Cathay Pacific, weltbeste Airline - eine Katastrophe. Jedenfalls sind wir wieder wohlbehalten angekommen, und alles ist gut. Bis aufs Essen ;o)

Viele Grüße aus Fernost,

Peter