11 Oktober 2005

Das Grauen hat einen Namen...

...und der lautet "Memories" - so heißt nämlich ein deutsches Restaurant in Itaewon. Freundliche Madeln mit Bierkrügen, Schnitzel und Sauerkraut, wohliges Ambiente, bürgerliche Preise, das alles findet man bei "Memories" nicht!

Was war also geschehen?
Aus einer Laune heraus und des Kimchi überdrüssig überzeugte ich die beiden Kristians, zusammen mit mir deutsch essen zu gehen. Wir fanden online die Adresse eines Restaurants. Zu dem Zeitpunkt gab es auf der Website noch keine Bewertung des Etablissements.
Als wir eintraten, erwartete uns dasselbe Ambiente, wie ich es mir in ostdeutschen Fußballclubheimen aus der Zeit des Mauerbaus vorstelle. Die koreanische Bedienung brachte uns ohne ein Lächeln zu unserem Tisch, und aus den Lautsprechern besäuselte uns Nicole mit "Ein bisschen Frieden", was an sich nicht einmal schlimm war. Die Preise waren es jedoch, ein "Wiener Schnitzel" für 14,40€ ist schon nicht billig. Ich bestellte trotzdem, und die anderen wählten ein unwesentlich günstigeres Gericht vom Mittagsmenü. Auf die Frage, ob wir mit Kreditkarte zahlen könnten, kam eine interessante Antwort - Gerichte vom Mittagsmenü müssen bar bezahlt werden, auch wenn das reguläre Schnitzel mit auf die Rechnung kommt. Keine Ausnahme, kein "tut mir leid", ist halt so. Weshalb wir nicht einfach aufstanden und gingen, weiß ich auch nicht so genau.

Nun, unser Essen kam, und das "Wiener Schnitzel" stellte sich als weit unterdurchschnittliches Schnitzel Wiener Art heraus. Der Rotkohl schmeckte komisch, nur die Bratkartoffeln waren akzeptabel. Doch was mir bald darauf den Appetit verdarb, das lässt sich nur mit Mühe in Worte fassen. Der Chef, ein sehr korpulenter älterer Deutscher mit sehr schlechten Zähnen, kam aus der Küche und beugte sich, mit dem Rücken zu uns gewandt, über die Theke. Dabei zeigten sich, und ich übertreibe nicht, zehn Zentimeter seiner A-Ritze. Das Tolle ist, dass das auch so blieb, als er sich wieder aufrichtete. Bis zum Ende unseres Besuchs lief er mit halb nacktem widerlichem Hintern durch sein "Restaurant." Wir hatten in der Zwischenzeit das Essen eingestellt, und beim Verlassen des Lokals fragte er noch, ob alles in Ordnung gewesen sei. Nach deutlichem Zögern und einem wenig enthusiastischen "Hm, war okay, danke" meinerseits suchten wir schließlich das Weite. Und ich werde mich für den Rest meines Lebens darüber ärgern, ihm nicht das gesagt zu haben, was ich dachte. Ich bin einfach viel zu gut erzogen!

Dann lieber Kimchi.

Peter