Ich hab noch Sand in den Schuhen von Jeju
Liebes Publikum,
ich muss Euch warnen - und zugleich ermuntern. Dieser Eintrag wird möglicherweise abschreckend lang und könnte jugendgefährdenden Inhalt verbreiten. Aber glaubt mir, das liegt nur daran, dass ich ein langes Wochenende auf der Insel Jeju hinter mir habe, und da haben wir so einiges gesehen!
Jeju ist unter Koreanern das Ziel für Hochzeitsreisen. Auch sonst ist die Insel touristisch erschlossen, allerdings bei weitem nicht so, wie man das von spanischen Ferienmolochen kennt. Es gibt nur ganz wenige Westler, und Englisch können auch auf Jeju nur die allerwenigsten. Zudem ist die Hauptsaison vorbei, wir hatten die Insel also quasi für uns alleine. Jeju liegt übrigens südlich von Südkorea, etwa eine Flugstunde von Seoul entfernt.
Wir? Wer sind eigentlich wir?
Unsere Gruppe bestand aus ca. 15 Austauschstudenten. Da die Administration der Uni katastrophal ist (dazu gleich mehr) und keinerlei gemeinschaftliche Aktivitäten bietet, hatten wir die Reise in Eigenregie organisiert. In mehreren kleinen Gruppen flogen wir also hin und erforschten dort auch getrennt die Insel, trafen aber fast jeden Tag wieder zusammen. Die Vielfalt der Fortbewegungsmittel war ein bisschen wie bei Paris-Dakar - einige von uns waren viel zu Fuß unterwegs, andere mit dem Fahrrad, manche fuhren Taxi oder Bus, und zwei Finnen hatten sich Motorroller gemietet. Meiner Mannschaft - wir waren zu siebt - erschienen Bus und Taxi am sinnvollsten, da beide fast nichts kosten und es zum Radeln (einmal rund > 200km) zu heiß war.
In den Tiefen von Manjang-Gul
Bald nach der Landung machten wir uns gen Osten auf, um die weltgrößten Lavahöhlen zu sehen, auch als Manjang-Gul bekannt. Der Eingang lag nur wenige Meter unter der Oberfläche, aber man merkte sofort einen riesigen Temperaturunterschied. Draußen waren es knapp 30°, und schon am Höhleneingang fror man beinahe. Überall tropfte Wasser von der Decke, und es gab hübsche von Lava gebildete Formationen zu betrachten. Am Ende schließlich, vor einer riesigen Säule aus Lavagestein, saß eine Bedienstete und drückte auf den Knopf zum Abspielen einer informativen Ansage. Diese Frau hat den für Asiaten tollsten Job der Welt, denn sie hat nicht viel zu tun und wird vor allem nicht braun. Total dämlich aussehende Mützen mit riesigen Sonnenschirmen dran sind hier übrigens ein Verkaufsschlager. Dass bloß keine Farbe ins Gesicht kommt! Wenn ich mal so ein Teil vor die Linse bekomme, werd ich's Euch natürlich nicht vorenthalten.
Speisung der Sieben auf Sunrise Peak
Nach einem nicht sehr guten Mittagessen ging die Reise weiter in Richtung Osten. Für einen Besuch der Nebeninsel Udo (heißt echt so) war leider keine Zeit mehr, also bestiegen wir Sunrise Peak, einen zylinderförmigen Felsen, der weit aus dem Wasser ragt, und dessen gesamte Oberfläche ein einziger Krater ist. Um den Krater herum ragen neunundneunzig Zacken empor, was wohl unverschämt gut aussieht, wenn man oben sitzt und den Sonnenaufgang am Meer bestaunt. Auch ohne Sonnenaufgang war die Aussicht toll, und ein freundlicher Koreaner versorgte uns alle mit Mandarinen.
Den Tag beendeten wir zusammen mit den anderen Gruppen in Seogwipo, einer Stadt im Süden von Jeju, bei einem Bierchen und philosophischen Betrachtungen unserer drei Finnen über deutsche Pornos.
Jungmun Beach - Sonne, Palmen, Meer und Koreanerinnen in weißen T-Shirts
Nach einer Übernachtung in einem sauberen Hotel für 8 Euro pro Person standen gleich vier Ziele auf dem Plan. Zunächst war da der angeblich größte buddhistische Tempel in ganz Asien, genannt Yakcheonsa. Ein wirklich imposantes Gebäude mit gepflegten Anlagen, und obwohl gerade "Messe" war, winkte man uns herein. Besonders imposant ist die riesige goldene Buddhastatue am Altar.
Weiter ging's zu den Wasserfällen von Cheonjeyeon, wo es rundherum sehr viel Natur gab. Vor allem fielen uns die Grillen auf, die einen unglaublichen Lärm verursachen, obwohl sie nicht größer sind als ein kleiner Finger. Nachdem die Füße im Bachwasser hinreichend abgekühlt waren, ging's zum botanischen Garten (wieder mal der größte in Asien), der allerdings ziemlich öde war. Entsprechend kurz war der Aufenthalt, und endlich, endlich ging es zum Strand von Jungmun.
Außer uns war fast niemand da, es war warm, es gab schwarze Felswände aus Lavagestein, feinen Sand, Palmen und sehr sehr nette Wellen. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass koreanische Mädchen sich höchst selten trauen, einen Bikini anzuziehen, zumindest ohne noch ein Tuch oder ein T-Shirt. Eine dieser konservativen Damen war sich allerdings anscheinend nicht bewusst, dass nasse weiße T-Shirts eine bestimmte Eigenart haben. Lustiges Volk.
Schlussendlich erlebten wir erneut ein extremes Beispiel koreanischer Freundlichkeit:
Wir standen ratlos auf der Straße und fanden keine Bushaltestelle. Da kam eine Frau um die 40, die kein einziges Wort Englisch konnte, und gab uns zu verstehen, dass das nicht schlimm sei. Sie wüsste schon, welcher Bus nach Seogwipo führe, und würde den dann an Ort und Stelle anhalten. Gesagt, getan: Als der richtige Bus nach fast zehn Minuten endlich kam, sprang sie winkend auf die Straße und machte dem Fahrer klar, wohin wir wollten. Einfach so. Toll.
Wieder im Hotel angekommen, drückte die Wirtin noch jedem ein Bier und einen Snack aus Algen in die Hand, und nach einem Video schliefen wir sanft ein.
"Prähistorische Ausgrabungsstätte" - und es war sogar noch spannender, als es klingt...
Das Ziel der nächsten Etappe musste wieder die Hauptstadt Jeju-Si sein, da dort am Morgen darauf unsere Heimreise anstand. Auf dem Weg lag allerdings eine "Prehistoric Site", und die wollten wir uns anschauen. Etwa drei Kilometer Fußweg von der Haltestelle entfernt lag nun diese Attraktion. Es war atemberaubend und betörte alle Sinne - ein Acker. Ein Acker mit einem Schild dran, um genau zu sein. Und auf dem Schild stand geschrieben, dass hier ein Bauer ein paar uralte Menschenüberbleibsel gefunden hatte. Ein Acker halt.
Da wir aber damit noch nicht genug hatten, spazierten wir weiter und kamen zu einem Fischerdorf. Es gab ungefähr vier Wohnhäuser, drei Restaurants und ein paar kleine Marktstände an der "Hauptstraße", wobei ich mir nicht erklären kann, wem diese Leute etwas verkaufen wollen.
Bereits kurz vor dem Ortseingang fielen uns einige Wäscheleinen ins Auge. Dort trocknete allerdings keine Wäsche, sondern Unmengen von Tintenfischen vor sich hin. Hmmm.
Im Ort selbst waren wir die Hauptattraktion. Alle wollten mit uns reden, und einer konnte sogar Englisch. Wenn man ansonsten als größtes Highlight einen Acker hat, dann ist der Besuch von blonden Dänen und großen Deutschen eben was ganz Besonderes.
Weiter ging's mit dem Bus nach Jeju-Si, nur unterbrochen durch ein mehrstündiges Nickerchen an einem weiteren Strand.
Wo nicht nur Geiz geil ist...
In Jeju-Si gingen wir zunächst zu dem Hotel, das die Finnen bereits für uns gebucht hatten. Ein Traum! Alles tiptop, Badewanne, großes Zimmer, riesiger Fernseher (zwei Schweinskanäle), Computer mit Internetanschluss inklusive. Und das für 12 Euro pro Nase, dem Verhandlungsgeschick der Finnen sei's gedankt.
Doch das Unglaublichste lauerte nicht im Zimmer, sondern im Flur. Schaut genau hin und macht Euch Euren eigenen Reim ;o)
Nach dem Abendessen und einigen Gläsern Soju bewiesen wir noch alle unsere Sangeskünste und beschlossen so den Tag.
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