27 September 2005

Langes Wochenende!!

Sei mir gegrüßt!

Der Peter hat jetzt Wochenende. Vorlesungen fallen aus, es ist Feiertag, und somit Zeit für eine Reise. Während sieben von unseren Jungs gerade im Zug nach Japan sitzen (ja, mit Fähre!), habe ich mich entschlossen, meine Freunde in Hong Kong zu besuchen. Auch zwei Begleiter konnte ich überzeugen, mit mir zu kommen. Aber das ist alles nicht so leicht, wie es klingt...

Will denn keiner mein Geld??
Es begab sich, dass ich eine koreanische Klassenkameradin bat, mir beim Ticketkauf zu helfen. Sie fand auch billige Flüge auf einer Website, rief dort an, und das Chaos begann. Um's kurz zu machen: Es klappte nicht. Da ich aber morgen fliegen will, wurde mir das zu bunt, und ich rief einfach bei Koreanair an. die freundliche Dame sagte mir, der Flug für zwei (da waren wir noch nicht zu dritt) kostet alles in allem 736.000 Won (schaut einfach mal selbst bei Deutschlands bestem Finanzportal nach...). Wunderbar, nehm ich! Und so fuhr ich in die Stadt, um die Tickets abzuholen.
Endlich angekommen, suchte mir die freundliche Dame extra nochmal den billigsten Flug raus, und der war wesentlich teurer! Herrje, was sollte das? Anruf bei der Dame von vorher: Der Preis war pro Person, so sorry, yes yes, very sorry.
Hm, wie blöd, dachte ich. Das war doch etwas arg teuer, und so bat ich dankend um Stornierung. Haben sie halt morgen zwei leere Sitze.

Vielleicht nicht die feine Art, aber was soll's?
Also ging ich 20 Meter weiter zum Büro von Asiana Airlines. Selbes Ziel, fast derselbe Preis. Verdammt. Ich schlenderte also zum Computer, der netterweise den Wartenden bei Asiana zur Verfügung steht und suchte. Und ich fand! Cathay Pacific, von zwölf Millionen Passagieren zur weltbesten Airline gewählt, fliegt für 370.000 Won pro Person. Online gebucht, bestätigt, keine Ticketabholerei (weil eTicket). Im Asiana-Büro, wohlgemerkt ;o).
Während meiner Unterhaltung mit der Asiana-Dame passierte allerdings noch etwas Lustiges, was man wohl echt nur in Asien erlebt. Mein Telefon klingelte, und ich hatte wieder das Koreanair-Fräulein am Apparat.
"Sir, Mr. Staudt, Sir, I would just like to say that we really wanted you to fly with Koreanair. I am really sorry."
Aha, dachte ich. Und sagte ich wohl auch, denn ich ging davon aus, dass da noch etwas nachkäme, zum Beispiel ein Supersonderangebot. Und so sagte ich:
"OK, and... that's it?"
"Yes, I am really sorry. Sorry, Mr. Staudt!"
"Well, it's OK! Thank you!"
Toll.
Wie dem auch sei, inzwischen sind wir zu dritt und fliegen morgen früh mit Cathay Pacific zum Spartarif nach Hong Kong. Am Sonntag geht's zurück, und da gibt's sicher noch mehr skurrile Dinge zu berichten.
Eine Bitte hab' ich nur noch an Dich, liebe Leserin, lieber Leser: Stimm ab für einen Kühlschranknamen (siehe weiter unten), momentan ist die Wahl noch sehr uneindeutig. Haben wir aus der Bundestagsqual nichts gelernt?

Alles Liebe aus dem dunklen Seoul,

Peter

25 September 2005

Deutsche Ingenieurskunst und
"Neues aus dem Mutantenstadl"

Liebe Leserin, lieber Leser,

was für ein Wetter! Endlich ist es nicht mehr so feuchtwarm wie im Spätsommer, und man kann sich nun frohen Mutes draußen bewegen. Grund genug für Louise, Katri und mich, eine Bootsfahrt auf dem schönen Han-Fluss zu unternehmen. Eine Stunde lang schipperten wir an grauen Hochhäusern entlang - sehr romantisch. Die Entspannung wurde zudem durch die Anwesenheit einer Pfadfinderhorde gesteigert, die es schaffte, 60 Minuten am Stück kreischend über das Boot zu hetzen.
Doch auch am Ufer war einiges los. Fesche junge Herren fuhren in engen blauen Outfits und riesigen Gatoradeflaschen auf dem Rücken durch die Gegend, gefolgt von noch viel fescheren, noch viel enger und vor allem knapper bekleideten Damen. Werbung mal anders! Richtig außerirdisch wurde es allerdings erst, als zwei putzige Wesen an uns vorbeiliefen, deren Anblick ich natürlich für die Nachwelt festhalten musste:

Ich... muss... töten...
Kühl! Mich! Ab!
Was meinen Kühlschrank angeht, so habe ich nun die koreanische Übersetzung meines Klageliedes, welche ich meiner Vermieterin in Kürze zukommen lassen werde. Um die Zeit zu überbrücken, habe ich mich meiner Wurzeln erinnert und die auf dem ersten Bild sichtbare Konstruktion in Dienst gestellt. Wie Du siehst, hängt die Milch genau vor dem Gebläse der Klimaanlage.
Leider kann ich nun nicht mehr im T-Shirt durch mein Zimmer laufen, aber was soll's. Unglücklicherweise haben sich die extra montierten Klebehaken zwischenzeitlich als qualitativ minderwertig herausgestellt, so dass ich nun nur noch Joghurt (Bild 2) kühlen kann.

Was die Namensgebung betrifft, so habe ich einige der Namensvorschläge in eine Umfrage integriert, und ich bitte Dich, mir bei dieser bedeutungsschwangeren Entscheidung beizustehen.

Zur Abstimmung:







Wie soll mein miefiger Kühlschrank heißen?

Stinky

Ulf

El Stencho (von engl. stench = Gestank)

Helmut

Fred

Lafontaine

Horst


Nur Auswertung

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21 September 2005

Und schon wieder ein Eintrag!

Ja, liebe Leserin, lieber Leser, da staunst Du, was? Aber keine Angst, es wird ein kurzer Eintrag. Zum einen habe ich nämlich das versprochene Foto parat, Du weißt schon, das mit den koreanischen Trachten. Ich kam mir selten so männlich vor.


Zum anderen gibt es schon wieder Neues aus der Welt meines Kühlschranks. Da mich mit ihm inzwischen eine gewisse gemeinsame Vergangenheit verbindet, bitte ich an dieser Stelle um eifrige Namensvorschläge für den Kleinen.
Heute kam nämlich die Vermieterin zurück mit unserem Hausmeister, der koreanischen Version von Herrn Bloch aus den Lümmel-Filmen. Er hatte eine Schüssel Seifenwasser und einen Lappen dabei und wollte meinen Kühlschrank auswaschen. Es dauerte lange, ihm klarzumachen, dass ich das bereits zweimal sehr gründlich getan hatte. Dass eindeutig ein Defekt am Gerät vorliegt, konnte ich ihm allerdings nicht beibringen. Schließlich brachte man mir einen "Kühlschrankentstinker", eine Art Geruchsaufsauger für den Kühlschrank. Ich gab mich zufrieden und beauftragte meinen Buddy damit, mein Anliegen komplett in Schriftform auszufertigen. Das Abenteuer ist noch nicht zu Ende.

Also, liebe Leserin, lieber Leser, lasse mir Deinen Namensvorschlag zukommen, und falls Dein Beitrag gewinnt, werde ich Dich anerkennend an dieser Stelle erwähnen, falls gewünscht.

In diesem Sinne, mach's gut,

Peter

20 September 2005

Wahlparty und kleines Kühlschrank-Update

Liebes Wahlvolk,

dass die Wahl nix war, darin sind wir uns wohl einig. Und weil der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, sind die Produkte der Wahl auch grottig, man denke nur an das neologistische Meisterstück "Schwampel." Das Schlimmste an der ganzen Wahl, so wage ich zu behaupten, war allerdings die Wahlparty, zu welcher die Deutsche Botschaft geladen hatte.
Wir machten uns also zu sechst (fünf Deutsche und ein Koreaner, den wir zufällig an dem Tag getroffen hatten) auf den Weg zum "Millennium Seoul Hilton". Die Festlichkeiten fanden im "Oak Room" statt, wo jedes Grüppchen für sich saß und nicht gerade Partystimmung herrschte. Das sollte auch für den Rest der Nacht so bleiben. Doch es gab einen Lichtblick: Auf der Zapfanlage stand in güldenen Lettern das Wort "Krombacher" - und natürlich mussten wir eine Runde bestellen. Es sollte, wie wir bald darauf feststellten, die letzte sein - ein einziges Glas Bier kostete sage und schreibe 14.800 Won! Das entspricht, wenn man Deutschlands bestem Finanzportal glauben darf, der stolzen Summe von 11,80€. Das war in etwa soviel wie die halbstündige Taxifahrt nach Hause, nur dass wir die wenigstens aufteilen konnten.

Neuigkeiten, wenngleich keinen Durchbruch, gibt es auch von meinem Stinkekühlschrank zu berichten. Aus strategischen Gründen befindet sich darin seit Wochen nichts als eine ungeöffnete Bierdose, weil diese per se keinen Mief ausströmen kann. Ich ging also, nachdem ich zu Erklärungszwecken meinen Kühlschrank fotografiert hatte, zu unserer Vermieterin und erinnerte sie an meinen Missstand. Sie kam mit in mein Zimmer, und ich gab ihr die Dose zu riechen. Spätestens in dem Moment sah sie es offensichtlich ein, und nach einem Telefonat mit meinem koreanischen Verbündeten Mr. Lee versprach sie, Abhilfe zu schaffen. Ich bin mal gespannt.

Macht's gut, und kommentiert mal schön!

Euer Peter

PS: Schaut Euch auch mal den Blog von Christof an (Link auf der rechten Seite), wir ergänzen uns recht gut!

18 September 2005

Uni-Huddel und Chuseok

Liebe Leserinnen und Leser,

in meinem letzten Werk habe ich Euch zwei Dinge versprochen. Zum einen wollte ich Euch zeigen, welch grausamer Anblick koreanische Damensonnenschutzhüte doch sind. Nun, seht selbst:

Sogar im Dunkeln laufen sie noch damit durch die Gegend, und bei dieser musste ich blitzschnell sein, denn sie setzte gerade zur Flucht an. Vielleicht mochte sie nicht einmal Blitzlicht?

Uni-Chaos, Teil 3 (die 2 vorherigen erspar' ich Euch)
Doch ich wollte noch auf eine zweite Sache eingehen, und zwar die Verwaltung meiner Uni. Die hat mich nämlich einiges an Nerven gekostet. Alles fing schon vor ein paar Wochen an. Ich hatte bereits von zu Hause aus vier Kurse gewählt, wurde auch für alle angenommen und saß nun in meiner ersten Stunde von "Understanding East Asia." Der Professor machte uns schnell klar, dass der Kurs ihm zu groß sei. Es wäre doch toll, wenn die Austauschstudenten einfach gehen würden. Übrig blieben nur Koreaner, die a) Ostasien eh schon verstehen und b) mit einem koreanischen Professor auf Englisch Unterricht betreiben.
Doch es kam noch besser...

Uni-Chaos, Teil 4.1
Es war der 6. September, der letzte Tag, an dem man noch Kurse ändern konnte. Ich saß in einer Vorlesung, die mir ganz und gar nicht behagte, und so wählte ich flugs noch einen anderen Kurs, nämlich "Financial Market Accounting Theory." In der folgenden Woche begab ich mich also pünktlich zum entsprechenden Gebäude. Da auf meinem Plan kein Raum stand, fragte ich am Informationsschalter. Dort sprach man KEIN ENGLISCH! Drei freundliche Studenten blätterten daraufhin für mich im Vorlesungsverzeichnis. Der Kurs war NICHT DRIN! Sie brachten mich zur Verwaltung und übersetzten dort für mich. Doch anstatt mir zu sagen, wohin ich müsse, sagte man mir, mein Name sei nicht im Computer und meine Nummer existiere nicht. Die Dame fing sogar an, in einem riesengroßen Stapel druckfrischer Studentenausweise nach mir zu suchen, obwohl meiner in einem ganz anderen Gebäude lag. Ergebnis: "Wir können Dir leider nicht helfen."
Schließlich gelang es den drei Studenten, sich im Internet auf einer koreanischsprachigen Seite Zugang zu einem anderen Vorlesungsverzeichnis zu verschaffen, und schwupps, da war eine Raumnummer!
Ich ging also hin und wartete. Und wartete. Und NIEMAND KAM!!
Zu der Zeit war es kurz nach 18 Uhr. Ich ging runter in besagtes Büro, und man machte gerade Feierabend. Und so lief ich wie der Wind zum International Office, wo noch jemand war (!) und klagte mein Leid.

Uni-Chaos, Teil 4.2
Frau Kim, so der Name der besagten Person, versprach mir, die Sache zu klären. Und so rief sie mich am nächsten Morgen an und sagte, dass sich der Zeitplan für den Kurs geändert habe, aber das sei eh egal, da es ein PhD-Kurs sei und ich eh nicht zugelassen sei (aber registrieren konnte ich mich?). Leider könne ich auch keinen Ersatzkurs belegen, weil die Frist schließlich vorbei sei. Juhu, ich darf ein Semester länger studieren, weil die hier zu doof sind, mir nen Kurs zu geben! Ich war also entsprechend gelaunt und ließ das auch so durchklingen. Und siehe, nach einem weiteren Gespräch, diesmal mit einem sehr einsichtigen Fakultätsleiter, habe ich nun einen vierten Kurs. Hoffen wir, dass es so bleibt.

Praise the Lord, it's Erntedank!
Dieses Wochenende ist Chuseok. Das ist die koreanische Version des Erntedankfests, und wir waren von einer Bekannten zu einem traditionellen Abend eingeladen. Das ganze spielte sich in einer Kirche ab, und es war irgendwie amerikanisch. Die Kirche war ein großer Raum mit Stühlen und mehreren teuer aussehenden Flatscreens. Pastor John erzählte uns altbekannte Geschichten, und es gab Essen und Orangensaft. Der traditionelle Teil war ziemlich originell. Erst eine Folklore-Boyband, die in nicht unkomischen Uniformen tanzte und dazu trommelte. Dann kam ein älterer Herr im traditionellen Gewand, der uns beibrachte, wie man Arirang singt.
Daraufhin schrie er die Geschichte von Moses und den Ägyptern auf Koreanisch, während die Übersetzung auf den Flatscreens erschien ("Pharao said: This is bad. Ouch ouch. Fleas everywhere. Scratch scratch here, scratch scratch there...").
Schließlich gab's noch eine Fotosession mit koreanischen Trachten. Man wickelte uns in traditionelle Gewänder, und mit einer sündhaft teuren Digitalkamera samt Qualitätsfotodrucker wurden wir abgelichtet. Das Foto reiche ich nach, wenn ich's von Louise bekomme.

Mein Kühlschrank stinkt übrigens immer noch. Ich glaube, ich muss meine Vermieterin mal zu einem wohlduftenden Glas Milch einladen, damit sie's einsieht. Selbst nach zwei extrem gründlichen Waschungen meinerseits und ohne dass überhaupt etwas drin wäre stinkt er. Mal sehen, was die Woche bringt ;-)

Macht's gut,

Euer Peter

14 September 2005

Ich hab noch Sand in den Schuhen von Jeju




Liebes Publikum,

ich muss Euch warnen - und zugleich ermuntern. Dieser Eintrag wird möglicherweise abschreckend lang und könnte jugendgefährdenden Inhalt verbreiten. Aber glaubt mir, das liegt nur daran, dass ich ein langes Wochenende auf der Insel Jeju hinter mir habe, und da haben wir so einiges gesehen!
Jeju ist unter Koreanern das Ziel für Hochzeitsreisen. Auch sonst ist die Insel touristisch erschlossen, allerdings bei weitem nicht so, wie man das von spanischen Ferienmolochen kennt. Es gibt nur ganz wenige Westler, und Englisch können auch auf Jeju nur die allerwenigsten. Zudem ist die Hauptsaison vorbei, wir hatten die Insel also quasi für uns alleine. Jeju liegt übrigens südlich von Südkorea, etwa eine Flugstunde von Seoul entfernt.

Wir? Wer sind eigentlich wir?
Unsere Gruppe bestand aus ca. 15 Austauschstudenten. Da die Administration der Uni katastrophal ist (dazu gleich mehr) und keinerlei gemeinschaftliche Aktivitäten bietet, hatten wir die Reise in Eigenregie organisiert. In mehreren kleinen Gruppen flogen wir also hin und erforschten dort auch getrennt die Insel, trafen aber fast jeden Tag wieder zusammen. Die Vielfalt der Fortbewegungsmittel war ein bisschen wie bei Paris-Dakar - einige von uns waren viel zu Fuß unterwegs, andere mit dem Fahrrad, manche fuhren Taxi oder Bus, und zwei Finnen hatten sich Motorroller gemietet. Meiner Mannschaft - wir waren zu siebt - erschienen Bus und Taxi am sinnvollsten, da beide fast nichts kosten und es zum Radeln (einmal rund > 200km) zu heiß war.

In den Tiefen von Manjang-Gul
Bald nach der Landung machten wir uns gen Osten auf, um die weltgrößten Lavahöhlen zu sehen, auch als Manjang-Gul bekannt. Der Eingang lag nur wenige Meter unter der Oberfläche, aber man merkte sofort einen riesigen Temperaturunterschied. Draußen waren es knapp 30°, und schon am Höhleneingang fror man beinahe. Überall tropfte Wasser von der Decke, und es gab hübsche von Lava gebildete Formationen zu betrachten. Am Ende schließlich, vor einer riesigen Säule aus Lavagestein, saß eine Bedienstete und drückte auf den Knopf zum Abspielen einer informativen Ansage. Diese Frau hat den für Asiaten tollsten Job der Welt, denn sie hat nicht viel zu tun und wird vor allem nicht braun. Total dämlich aussehende Mützen mit riesigen Sonnenschirmen dran sind hier übrigens ein Verkaufsschlager. Dass bloß keine Farbe ins Gesicht kommt! Wenn ich mal so ein Teil vor die Linse bekomme, werd ich's Euch natürlich nicht vorenthalten.




Speisung der Sieben auf Sunrise Peak
Nach einem nicht sehr guten Mittagessen ging die Reise weiter in Richtung Osten. Für einen Besuch der Nebeninsel Udo (heißt echt so) war leider keine Zeit mehr, also bestiegen wir Sunrise Peak, einen zylinderförmigen Felsen, der weit aus dem Wasser ragt, und dessen gesamte Oberfläche ein einziger Krater ist. Um den Krater herum ragen neunundneunzig Zacken empor, was wohl unverschämt gut aussieht, wenn man oben sitzt und den Sonnenaufgang am Meer bestaunt. Auch ohne Sonnenaufgang war die Aussicht toll, und ein freundlicher Koreaner versorgte uns alle mit Mandarinen.
Den Tag beendeten wir zusammen mit den anderen Gruppen in Seogwipo, einer Stadt im Süden von Jeju, bei einem Bierchen und philosophischen Betrachtungen unserer drei Finnen über deutsche Pornos.

Jungmun Beach - Sonne, Palmen, Meer und Koreanerinnen in weißen T-Shirts
Nach einer Übernachtung in einem sauberen Hotel für 8 Euro pro Person standen gleich vier Ziele auf dem Plan. Zunächst war da der angeblich größte buddhistische Tempel in ganz Asien, genannt Yakcheonsa. Ein wirklich imposantes Gebäude mit gepflegten Anlagen, und obwohl gerade "Messe" war, winkte man uns herein. Besonders imposant ist die riesige goldene Buddhastatue am Altar.
Weiter ging's zu den Wasserfällen von Cheonjeyeon, wo es rundherum sehr viel Natur gab. Vor allem fielen uns die Grillen auf, die einen unglaublichen Lärm verursachen, obwohl sie nicht größer sind als ein kleiner Finger. Nachdem die Füße im Bachwasser hinreichend abgekühlt waren, ging's zum botanischen Garten (wieder mal der größte in Asien), der allerdings ziemlich öde war. Entsprechend kurz war der Aufenthalt, und endlich, endlich ging es zum Strand von Jungmun.
Außer uns war fast niemand da, es war warm, es gab schwarze Felswände aus Lavagestein, feinen Sand, Palmen und sehr sehr nette Wellen. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass koreanische Mädchen sich höchst selten trauen, einen Bikini anzuziehen, zumindest ohne noch ein Tuch oder ein T-Shirt. Eine dieser konservativen Damen war sich allerdings anscheinend nicht bewusst, dass nasse weiße T-Shirts eine bestimmte Eigenart haben. Lustiges Volk.
Schlussendlich erlebten wir erneut ein extremes Beispiel koreanischer Freundlichkeit:
Wir standen ratlos auf der Straße und fanden keine Bushaltestelle. Da kam eine Frau um die 40, die kein einziges Wort Englisch konnte, und gab uns zu verstehen, dass das nicht schlimm sei. Sie wüsste schon, welcher Bus nach Seogwipo führe, und würde den dann an Ort und Stelle anhalten. Gesagt, getan: Als der richtige Bus nach fast zehn Minuten endlich kam, sprang sie winkend auf die Straße und machte dem Fahrer klar, wohin wir wollten. Einfach so. Toll.
Wieder im Hotel angekommen, drückte die Wirtin noch jedem ein Bier und einen Snack aus Algen in die Hand, und nach einem Video schliefen wir sanft ein.

"Prähistorische Ausgrabungsstätte" - und es war sogar noch spannender, als es klingt...
Das Ziel der nächsten Etappe musste wieder die Hauptstadt Jeju-Si sein, da dort am Morgen darauf unsere Heimreise anstand. Auf dem Weg lag allerdings eine "Prehistoric Site", und die wollten wir uns anschauen. Etwa drei Kilometer Fußweg von der Haltestelle entfernt lag nun diese Attraktion. Es war atemberaubend und betörte alle Sinne - ein Acker. Ein Acker mit einem Schild dran, um genau zu sein. Und auf dem Schild stand geschrieben, dass hier ein Bauer ein paar uralte Menschenüberbleibsel gefunden hatte. Ein Acker halt.
Da wir aber damit noch nicht genug hatten, spazierten wir weiter und kamen zu einem Fischerdorf. Es gab ungefähr vier Wohnhäuser, drei Restaurants und ein paar kleine Marktstände an der "Hauptstraße", wobei ich mir nicht erklären kann, wem diese Leute etwas verkaufen wollen.
Bereits kurz vor dem Ortseingang fielen uns einige Wäscheleinen ins Auge. Dort trocknete allerdings keine Wäsche, sondern Unmengen von Tintenfischen vor sich hin. Hmmm.
Im Ort selbst waren wir die Hauptattraktion. Alle wollten mit uns reden, und einer konnte sogar Englisch. Wenn man ansonsten als größtes Highlight einen Acker hat, dann ist der Besuch von blonden Dänen und großen Deutschen eben was ganz Besonderes.
Weiter ging's mit dem Bus nach Jeju-Si, nur unterbrochen durch ein mehrstündiges Nickerchen an einem weiteren Strand.

Wo nicht nur Geiz geil ist...
In Jeju-Si gingen wir zunächst zu dem Hotel, das die Finnen bereits für uns gebucht hatten. Ein Traum! Alles tiptop, Badewanne, großes Zimmer, riesiger Fernseher (zwei Schweinskanäle), Computer mit Internetanschluss inklusive. Und das für 12 Euro pro Nase, dem Verhandlungsgeschick der Finnen sei's gedankt.
Doch das Unglaublichste lauerte nicht im Zimmer, sondern im Flur. Schaut genau hin und macht Euch Euren eigenen Reim ;o)


Nach dem Abendessen und einigen Gläsern Soju bewiesen wir noch alle unsere Sangeskünste und beschlossen so den Tag.

08 September 2005

Internet!

Endlich ADSL! Seit gestern habe ich meinen eigenen Anschluss in der Wohnung. Das heißt unter anderem, dass ich Euch jetzt wieder mit ö, ä, ü und ß verwöhnen kann. Außerdem kann jetzt munter geskyped (?) werden.

Heute möchte ich Euch von dreien meiner vielen Abenteuer berichten, doch vorher gibt's noch eine Ergänzung zu unserer Bergwanderung - ein Foto von unten:

Wir sind rechts über die Hügelkette geklettert (und haben keins der Gipfelchen ausgelassen).

Und los geht's:

Faust - Nachtisch mit Sam
Nachdem ich mittlerweile zum zweiten Mal einen Kurs getauscht habe, wird die Uni allmählich zur Routine. Wie Ihr seht, lässt es sich dort auch prima entspannen. Ich habe mich sogar erneut getraut, dort zu essen, aber Begeisterung kam noch immer keine auf. Dafür gesellte sich ein ziemlich alter Koreaner zu uns an den Tisch und begann zu erzählen.
Sam, so hieß der Herr nämlich, war nämlich erst kürzlich nach 40 Jahren USA wieder zurück nach Korea gekommen. Er hat als Ingenieur in Utah gearbeitet und hat dort - und da vertrau ich ganz seiner Schilderung - mit Martina Ertl die Hänge unsicher gemacht. "Sie war sehr gut. Aber ich auch."
Sam wusste darüber hinaus Goethe zu zitieren (daher die Überschrift). Zudem kann er Lieder der japanischen, koreanischen, amerikanischen und deutschen Luftwaffe aus der Zeit des Krieges singen, und als sei das noch nicht genug, fliegt bzw. flog er in seiner Freizeit auf Flugshows mit Messerschmidts, russischen Yaks und japanischen Zeros durch die Gegend.
Inzwischen lehrt er an der SNU und klettert auf Berge. Jedenfalls war's kein langweiliges Mittagessen!

Außerdem haben wir gelernt, warum man als Koreaner kleine getrocknete Fische isst - viel Kalzium, da Gräten noch drin!


Fäk-Sö?
Gestern Abend gegen 21 Uhr wollte ich meinen tollen Internetanschluss zum Wertpapierhandel nutzen. Aus mir nicht ersichtlichen Gründen bekam ich die Meldung, ich hätte zu oft eine falsche TAN eingegeben, und mein Konto sei nun gesperrt. Entsperren ließe es sich nur per Brief oder Fax, nicht telefonisch oder per eMail. Tjaaa...

  • 7Eleven: Im schönen Dänemark gibt's hier immer ein Faxgerät. In Korea nicht.
  • Copyshop: Hier wollte man kein Fäk-Sö nach Deutschland schicken.
  • Schreibwarenladen: Ebenso.
  • Sechs verschiedene Internetcafés: Hatten kein Fäk-Sö.
Aargh, dachte ich, was mach ich bloß? In meiner Verzweiflung fragte ich in der hiesigen Apotheke. Der Apotheker konnte tatsächlich Englisch (!) und verkaufte mir dann nach langem Überreden das Senden einer A4-Seite für 5.000 Won. Und das im Hightech-Land Korea...

Gim Bap
Ja, wieder einmal handelt es sich um mein Lieblingsthema, das Essen. Vom Hunger getrieben machten sich Kristian und ich nämlich auf die Suche nach etwas Essbarem in der Nachbarschaft. Wir kamen zu einem Restaurant direkt um die Ecke, wo es Stühle gab, und das war Grund genug, dort einzukehren. Durch Zeigen auf Bilder von Essbarem an der Wand bekamen wir auch was. Und, man höre und staune, es war essbar, wir waren satt, und jeder hatte nur 1,60€ bezahlt! Gim Bap sind übrigens gefüllte Reisröllchen. Aus Kristians Nudelsuppe winkte uns zwar wieder ein Oktopusarm freundlich zu, aber das war ja glücklicherweise nicht mein Problem :-).

Frühestens am Montag gibt's wieder was zu berichten, und dann ganz sicher ganz viel, lasst Euch überraschen!

Viele Grüße,

Peter

04 September 2005

Dongdaemun-Markt und Kwanak-Berge

Geschaetztes Publikum,

das waren wieder zwei prima Tage. Gestern waren wir auf dem riesigen Dongdaemun-Markt in der Innenstadt, und heute waren wir Bergsteigen.

Dongdaemun

Koreanische DamenkapelleHier gibt es mehrere riesige Kaufhochhaeuser mit vielen Kleinstgeschaeften, wo man allerlei Kram bekommt und wo auch gerne mal gefeilscht wird. Vor jedem dieser Kloetze gab's eine Buehne, wo irgendwas geboten wurde. Besonders schoen waren die kreischenden Teenies beim Auftritt einer Maedchenband mit spacigen Frisuren, die dann "So much for my happy ending" rockten. Das war fast so toll wie die zu flotter Musik tanzenden knapp bekleideten Maedels, die an einer anderen Mall jedes Auto begruessten, das in die Tiefgarage fuhr.
Zwischen diesen Gebaeuden waren auch auf der Strasse noch jede Menge Staende, oft mit leckeren Speisen (einmal kochte ein grosser Topf voller leckerer brauner Kaefer vor sich hin, ein anderes Mal gab's Huehnerfuesse auf Salatblatt).

Tillykke, Louise! Schliesslich fanden wir noch eine schoene Kette fuer Marie-Louise, die Geburtstag hatte, und trafen uns bei "Beer Hunter" zum Feiern. Gegen vier Uhr morgens gab's noch Obstsalat. Gegen fuenf war ich zu Hause.


Kwanak-Berge
Meine UniNach viel zu wenig Schlaf weckt mich mein Daene auf - Bergsteigen!
Ja, dachte ich, da gehen wir so nen Hang hoch und gut ist. Aber weit gefehlt: Fuenf Stunden waren wir mit etwa acht Leuten zu Fuss unterwegs, so richtig mit Fels und steil usw. Das Gebirge umgibt sozusagen meine Uni, und man hat einen Spitzenausblick auf die Uni und einen Teil von Seoul.

Danach ging's tatsaechlich noch weiter rauf...Zudem war es warm und die Sonne schien, also alles perfekt. Der Abstieg war dann nicht mehr ganz so wild, fuehrte uns aber an einem sehenswerten Tempel und einem klaren Waesserchen vorbei, das uns wieder fit machte.

Fast wie in Marpingen, nur eben buddhistisch.In Sadang angekommen fuehrte uns ein netter Koreaner zu einem Restaurant, wo wir einfach blind bestellten, weil dort niemand Englisch konnte und die Karte auf Koreanisch war. Ich hatte Ma-Pa-Bab. Und damit war ich noch gut bedient im Vergleich zu Kristians kompletten Oktopussen.

Octopussy

Morgen startet meine erste "richtige" Uniwoche. Ich bin gespannt...

Viele Gruesse,

Peter

02 September 2005

Mein erster Schultag...

Liebe Leserschar,

das Groebste scheint inzwischen ueberstanden. Gleich mehrere Meilensteine habe ich in den letzten beiden Tagen passiert:

  • Ich habe den Gratisbus zur Uni gefunden! Es gibt tatsaechlich einen Bus, der quasi von meiner Haustuer bis mitten auf den Campus faehrt. Umsonst!



  • Ich weiss nun, wie, wann und wo der Muell entsorgt wird!


  • Ich bin zum ersten Mal U-Bahn gefahren, und das ohne mich zu verirren! 36 Minuten Fahrt zum Zentrum kosten etwa 70 Cent.


  • Ich hab ein Handy! Beim Besuch eines neunstoeckigen Einkaufszentrums, in dem es ausschliesslich Unterhaltungselektronik, Computer und Telefone gab, machte ich mich auf die Suche nach einem gebrauchten Telefon. Es gab genau ein funktionierendes Nokia-Handy (ansonsten nur LG und Samsung). Tolle Farbe, zum Aufklappen, bildschoen. Da hier keiner Nokia kennt, will oder gut findet, war's zudem spottbillig - 20 Euro!
    Und dann das - der Typ konnte das Ladegeraet nicht finden (war nicht unser Nokia-Standard). Jetzt muss ich mich mit einem LG fuer etwas mehr Geld begnuegen. Eine Nummer hab ich auch (auf Anfrage), weiss aber nicht genau, ob ich von D aus angerufen werden kann.


  • Ab naechster Woche hab ich Internet in der Wohnung! DSL! Den Skype-Namen gibt's ebenfalls auf Anfrage.


MacGyver Habt Ihr Euch auch schon mal gedacht "verdammt, warum muss das gerade hier und jetzt passieren?" Mir ging das gestern Abend um kurz nach zehn so. Ich war gerade im Foyer meiner Bank, um Geld zu ziehen. Das kann man sich so vorstellen wie den Vorraum der heimischen Sparkasse. Ich hab schoen die Karte reingesteckt, PIN und Betrag eingegeben und auf die "Please Wait"-Anzeige geschaut. Und gewartet. Und gewartet. Und mich gewundert, was die gute Frau im Lautsprecher wohl so meint. Und warum das Licht ausging. Und der Automat auch. Mit meiner Karte drin. In Korea.

Nach einigem Fluchen bemerkte ich, dass das Metallgitter dabei war, sich zu senken. Also rollte ich mich in Anlehnung an MacGyver und Colt Seavers elegant in Richtung Strasse. Die ganze Aktion war allerdings nur halb so anstrengend wie die heutigen Bemuehungen, meine Karte zurueckzubekommen.


Doch nun wirklich zum ersten Schultag...
Puenktlich kam ich zum "Seminar in International Commerce 2" bei Professor Kyung Soon Song, der mal bei der Weltbank war, seine eigene Firma hat und Infineon beim Kauf von Hynix beraten hat. Ausserdem ein sehr sympathischer Typ. Er sagt, es wird einiges an Finance vorkommen. Nur vier von 35 Studenten wussten was mit dem Begriff "Derivate" anzufangen, viele hatten vorher Literatur o.ae. studiert. Ich studiere Finance. Das scheint mir ein interessanter und nicht allzu schwieriger Kurs zu werden.
Das anschliessende Mittagessen weckte allerdings dunkle Erinnerungen an meine Zeit in Trier. Es war sogar noch etwas schlimmer. Naechstes Mal wird eine andere Mensa ausprobiert.

Morgen geht's vielleicht zum Strand! Marie-Louise, die Daenin, hat Geburtstag (genau wie Markus, alles Gute an dieser Stelle), da gibt's sicher mehr Fotos!

Alles Gute,

Peter